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Lex Barker
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Lex Barker


Interviews mit Weggefährten

Marie Versini

Marie Versini — ihre Filme mit Lex Barker:


Marie Versini privat

Marie Versini privat

Ihr Name ist untrennbar mit den Karl-May-Filmen und Lex Barker verbunden. Im zweiten Film der Ära Horst Wendlandts, Winnetou 1, gibt Marie Versini die Schwester des Apachenhäuptlings, Nscho-Tschi, und avanciert damit zu einem Star der Filmreihe und Vorbild einer ganzen Generation junger Frauen. Ihre tragische Filmliebe zu Old Shatterhand Lex Barker und ihr Tod durch den Bösewicht Santer Mario Adorf rühren Millionen Herzen. Produzent Artur Brauner verpflichtet Marie Versini daraufhin für weitere Karl-May-Filme. In Der Schut darf die temperamentvolle Schauspielerin gegen Ende der Geschichte sogar Kara Ben Nemsi Lex Barker aus schwieriger Situation befreien. Auch in der Doppelverfilmung mit den weiteren Orientabenteuern reitet Versini an der Seite Barkers auf der Seite der Guten.

Marie Versinis Schauspielkarriere hat neben Karl May manchen anderen Höhepunkt erfahren. Die reizende, dunkelhaarige Französin sorgt zunächst im Theater für Furore. Nach der Ausbildung im Conservatoire National Supérieur d'Art Dramatique in Paris wird die gebürtige Korsin, noch nicht ganz siebzehn, jüngstes Mitglied der Comédie Française aller Zeiten. Ihr Leinwanddebüt gibt sie in Ralph Thomas A Tale of Two Cities (Karren zum Schafott, 1958) neben Dirk Bogarde, Paul Guers und Christopher Lee. Auch im Eddie-Constantine-Actionfilm Cien de Piqu (Junge, mach dein Testament, 1960) ist Versini zu sehen, genauso wie in der Paris entstandenen US-Großproduktion Paris Blues (1961) mit Stars wie Paul Newman, Joanne Woodward, Sidney Poitier und Louis Armstrong. Marie Versinis erster deutscher Film ist die Komödie Das schwarz-weiß-rote Himmelbett (1962) von Regisseur Rolf Thiele.

Nach ihrem großen Erfolg in Winnetou 1 macht sie weitere Filme im Nachbarland. Mit zwei dramatischen Rollen, der Widerstandskämpferin Marie in Kennwort: Reiher (1964) und der Lagerkommandantin Ludmilla in Liebesnächte in der Taiga (1967), zeigt Marie Versini weiteres erstklassiges Schauspiel. In beiden Rollen wird die Darstellerin mit dem gleichen Problem konfrontiert: der Wahl zwischen dem Mann, den sie liebt, und der Pflicht gegenüber ihrem Land. Großes Kino eines Publikumsidols.

Marie Versini im Rudi-Carrell-Sketch

Marie Versini im Rudi-Carrell-Sketch

Weitere populäre Rollen in Unterhaltungsfilmen wie Ferien mit Piroschka (1965) oder Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966), und ein neuer Winnetou-Film mit einem anderen Westmann, Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966), sind ebenfalls zu verzeichnen. Eine letzte Begegnung mit Lex Barker gibt es 1971 im deutschen Fernsehen in einem Sketch für die Rudi-Carrell-Show. Seither gehören Fernsehfilme und Theaterstücke zum Repertoire der beliebten Schauspielerin.

Nach ihrer Autobiografie "Ich war Winnetous Schwester" hat Marie Versini auch ihren ersten Roman, gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller und Regisseur Pierre Viallet, verfasst. Thema natürlich Karl Mays Nscho-Tschi. Die Geschichte ist ein moderner Western mit einer Prise Mystery. Ein junger Indianer Neugieriges Eichhörnchen stößt bei seinen Recherchen auf eine Menge "Rätsel um N.T."

Das nachfolgende Interview wurde 2009 geführt und wird erstmals veröffentlicht.

Marie, in 2009 wäre Lex Barker 90 Jahre geworden. Wenn Du heute zurückblickst, was sind Deine Gedanken zu Lex?

Lex war ein sehr netter Partner. Es gibt Stars, die sind sehr nett, andere wiederum nicht. Lex zählte eindeutig zur ersten Kategorie. Er hatte es auch nicht nötig, seinen Partnern Szenen "zu stehlen". Manche Stars machen das in einer Szene, wenn ihr Partner gut ist. Dann machen sie absichtlich einen Fehler, um die Szene zu unterbrechen. Das ist schrecklich. Lex hingegen half immer. Er war ein sehr guter Kamerad bei den Aufnahmen... Die Europäer lieben den amerikanischen Film. Lex war der typische US-Amerikaner. Er spielte sich quasi selbst. Als Strasberg, der bekannte Lehrer, fast ein Jahr in Paris war, besuchten mein Mann Pierre und ich seine Schule. James Dean, Marilyn Monroe oder Paul Newman waren Strasbergs Schüler. Strasberg sagte immer: "Nichts vortäuschen!" Das war Lex.

Marie mit Lex Barker

Marie als Nscho-Tschi mit Lex Barker

Ihr habt in Jugoslawien an wunderschönen Locations wie den Krka-Wasserfällen oder am Zrmanja-Canyon gedreht. Was ist Deine Lieblingsszene mit Lex in Winnetou 1?

Meine Lieblingsszene mit Lex ist, wenn ich mit ihm auf dem Felsen an den Stromschnellen der Roski-Fälle im Nationalpark Krka sitze, und uns Santer Mario Adorf belauscht. Als Nscho-Tschi zu Old Shatterhand sagt, dass sie zur Schule gehen möchte und sie mit ihm bei den Weißen leben möchte. Meine Sterbeszene mit Lex mag ich auch noch, aber das ist eine andere Geschichte.

Dank Lex Barker hast Du Nscho-Tschi mit Deinen Haaren gespielt. Kannst Du Dich an weitere Ratschläge von Lex zu Nscho-Tschi erinnern?

Lex hat mir sehr oft bei Szenen mit meinem Pferd geholfen. Ich konnte zwar reiten, aber im Film musste ich auf indianische Weise ohne Sattel reiten. Vor allem bei der Szene, als ich mit dem Pferd alleine nach Roswell reite, um seine zurückgelassene Jacke zu holen, war Lex eine große Hilfe. Harald Reinl wollte die Szene erst mit einem Double drehen. "Nein, nein," habe ich zu ihm gesagt. "Ich werde lernen, wie eine Indianerin zu reiten." Ich habe es geschafft. Dank Lex!


Marie beim Bauchtanz

Marie beim Bauchtanz in Durchs wilde Kurdistan

Bei den Orientfilmen hast Du für Lex Barker im Film einen Bauchtanz gemacht. Kannst Du Dich an seinen Kommentar zu der Szene erinnern?

Für diesen Tanz habe ich sehr viel trainiert. Sogar schon in Paris mit Serge Lifar. Das war ein orientalischer Tanz. Täglich meinte unser Regisseur Franz-Josef Gottlieb zu mir, dass ich üben müsse. Das habe ich getan. Lex war nach den Aufnahmen sehr begeistert und meinte: "Das war sehr sexy."

Das stimmt. — Lex war Old Shatterhand und Tarzan. Aber er spielte auch in Fellinis Das süße Leben. Welches Sujet hättest Du gerne mit Lex gespielt — vielleicht eine Komödie?

Warum nicht? Als klassischen Stoff gern ein Stück von Shakespeare, zum Beispiel Antoine und Cleopatra. Vielleicht auch ein Stück von Goethe: Egmont, mit Lex in der Titelrolle und mir als Klärchen. — Oder meinen neuen Roman "N.T. geht zum Film." Die Fortsetzung von "Rätsel um N.T." Angesiedelt in den Anfangsjahren des Kino. N.T. macht einen Film als Schauspielerin.

Welche Rolle hätte Lex spielen können?

Ich denke, er könnte Butch spielen. Den Regisseur und Drehbuchautor des Films.

Du hast — mit Deinem Mann Pierre — einen neuen Nscho-Tschi-Roman geschrieben. Was hat Dich dazu bewegt?

Wer ist N.T.? Eine ganz junge Indianerin, die sehr an ihren Traditionen interessiert ist. Alle Künstler leben in ihrer Vorstellungswelt, in ihren Träumen. Alles was Pierre schreibt, sind Träume. Wenn wir die Filme von früher sehen, haben wir in den zwei Stunden geträumt. Pierre hat viel mit dem großen Poet Jean Cocteau (er schrieb auch Theaterstücke und war ein enger Freund von Jean Marais) gearbeitet. Cocteau meinte in einem Vorwort zu einem Theaterstück, dass man über Illusionen und Träume schreibt, weniger über Tatsachen. Wir hatten diese Idee, was wäre passiert, wenn Nscho-Tschi nicht gestorben wäre. Sie hätte eine Tochter gehabt. Wir haben das geträumt. Eine Ehre für Karl May. Warum sind die Indianer Karl Mays so fantastisch? Er hatte zum Zeitpunkt der Entstehung von Winnetou keinen richtigen Indianer gesehen. Es war seine Illusion. Ich erinnere mich, dass Lex bei den Dreharbeiten oft zu Harald Reinl sagte: "Das gibt es bei den Indianern nicht." Er sah es aus dem Blickfeld der authentischen Indianer. Reinl entgegnete dem: "Egal, Karl May hat es anders geschrieben. Das Publikum würde enttäuscht sein, wenn wir es nicht so machen."

Harald Reinl hatte Recht! Auch wenn es nicht mit der Wirklichkeit identisch war. Das verstehen nicht alle. Das macht nichts, denn viele haben es verstanden. Es handelt sich um Träume. Um unsere eigenen Träume. Karl May selbst hat viele Fehler bei seinen Romanen gemacht. Aber das ist seine Welt. Und wir nehmen uns das Recht, die Figur weiterzudenken, wenn sie nicht gestorben wäre. Das ist eine andere Geschichte, die nichts mit Karl May zu tun hat. Die Verwendung seiner Figuren ist eine Ehre für ihn. Für uns ein Weg, worüber wir gerne schreiben würden. Ich bekomme so viel Post. Viele Menschen schreiben mir, dass es schade ist, dass Nscho-tschi so früh gestorben ist. Wir haben dann gemeint: "Und wenn...".

Wie auch ich finde, eine gute Idee. — Du hast auch Lex' Söhne Zan und Christopher kennen gelernt. Was kannst Du über beide sagen?

Ich habe beide sehr lieb. Leider habe ich Zan seit den Dreharbeiten zu Winnetou 1 nicht mehr wieder gesehen. Wir haben damals öfter zusammen zu Abend gegessen. Wir telefonieren manchmal, aber zu selten. Christopher kenne ich seit der Premierenfeier bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg, wo er den Old Shatterhand spielte. Er war so gut wie sein Vater! Er sieht aus wie sein Vater. Wir wurden gute Freunde. Ich bewundere ihn sehr, und was er für die Erinnerung seines Vaters macht. Ich bedauere, ihn nicht mehr oft zu sehen. Aber so ist das Leben.

Danke für das Gespräch.

Reiner Boller (2009)



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Stand:  18.10.2009